Wozu gibt es Konsumkredite?
Ganz einfach weil Menschen Wünsche und Bedürfnisse haben, jedoch nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen, diese auch zu verwirklichen. Banken hingegen verfügen über diese finanziellen Mittel und möchten diese entsprechend gewinnbringend einsetzen und verlangen daher für das geliehene Geld Zinsen.
Fast jeder Mensch in Deutschland kann ohne großen Aufwand an die fehlenden finanziellen Mittel gelangen. Eine einfache Google-Anfrage zeigt deutlich und eindrucksvoll, wie groß der Markt an Krediten ist.
Zum Suchbegriff “Kredit” gibt es über 120 Mio. Treffer. Auf den ersten Seiten finden sich dabei fast ausschließlich Angebote von Banken.
Warum sind Konsumkredite Gift für die finanzielle Freiheit?
Typische Beispiele, warum Konsumschulden gemacht werden:
- Kredit für ein neues / gebrauchtes Auto, z.B. von der Autobank
- Ratenzahlung für Technik, Möbel, Urlaub etc.
- Shopping mit der Kreditkarte und der belastete Betrag wird automatisch mtl. in einen Ratenkredit umgewandelt
- Nutzung des Dispokredit auf dem Girokonto ohne diesen wieder auszugleichen
Doch warum soll das jetzt alles so schlecht sein – immerhin wollen doch viele das Leben jetzt genießen, da man ja nicht weiß, was in 5 oder 10 Jahren ist. Auch ist es doch schön, jetzt schon ein teures Auto mit viel Komfort fahren zu können und nicht erst Jahre zu sparen.
Grundsätzlich ist es auch toll in Notfällen leicht an Liquidität zu kommen. Allerdings schränkt jede Konsumkreditrate Euren Vermögensaufbau ein und damit auch das Ziel, die finanzielle Freiheit zu erreichen. Dies möchte ich Euch an einem Beispiel verdeutlichen.
Ausgangssituation:
Durch den Abschluss Eurer Ausbildung steigt Euer monatliches Einkommen von 600 € Netto, auf 1.600 € Netto und Ihr zieht mit einem Freund in eine gemeinsame Wohnung. Nachdem Ihr Euch nun ein paar Monate an die neuen Ausgaben gewöhnt habt, stellt Ihr fest, dass Ihr monatlich 600 € über habt.
Wenn Ihr die 600 € nun regelmäßig anlegen würdet, hättet Ihr nach 6 Jahren ein Kapital von 51.854,52 € zur Verfügung. ( Berechnet mit 6% Nettorendite)
Wie gut der Zinseszins für Euch und eure finanzielle Freiheit arbeitet, könnt Ihr der nachstehenden Grafik entnehmen.
Nun kommt das Gift durch den Konsumkredit ins Spiel.
Nach kurzer Zeit entdeckt Ihr bei einem Autohändler in Eurer Umgebung Euer Traumauto, eine Mercedes A Klasse für 25.000 Euro, welches Ihr für 300 € im Monat finanzieren könnt (mit 3,99% Soll-Zinsen und 6 Jahre Laufzeit). Nachdem Ihr einige Tage darüber geschlafen habt, entscheidet Ihr, das Auto zu kaufen, da Ihr ja trotzdem mtl. noch 300 € sparen könnt.
Diese Entscheidung hat folgende Auswirkungen auf Euer Kapital:
Statt nach 6 Jahren 51.854,52 Euro in Eurem Depot zu haben, verfügt Ihre lediglich über die Hälfte 25.027,26 €. Aber es kommt noch schlimmer…
Nach 6 Jahren Tilgung habt Ihr zwar 25.000 € zurückgezahlt, allerdings habt Ihr durch die Zinsen immer noch eine Restschuld von ca. 3.400 €.
Diese Restschulden müsst Ihr nun, da der Kredit fällig ist, mit einem Schlag bezahlen.
Daher müssen von dem Ersparten noch einmal 3.400 € abgezogen werden und es bleiben „nur noch“ 22.627.26 € über.
Null-Prozent-Finanzierung:
Bekommt Ihr aber eine Null-Prozent-Finanzierung, fallen zwar keine Zinsen an und Ihr zahlt wirklich nur das, was Ihr aufgenommen habt, aber auch hier beeinflusst die monatliche Kreditrückzahlung die Höhe Eurer monatlichen Sparrate negativ. Somit gilt auch bei einer Null-Prozent Finanzierung: Konsumentenkredite sind Gift für die finanzielle Freiheit!
Finanzielle Freiheit und Investitionskredite
Grundsätzlich kann man Konsumkredite und Investitionskredite nicht miteinander vergleichen. Selbstverständlich hat man auch bei einem Investitionskredit (z.B. Hypothekendarlehen für ein Mehrfamilienhaus) das Risiko, dass man in Zahlungsschwierigkeiten gerät und die monatlichen Raten die Sparraten einschränken oder die Rücklagen aufbrauchen.
Allerdings hat man hier den großen Vorteil, dass die Mieteinnahmen die Kosten für den Kredit übersteigen können und sich das frei verfügbare Einkommen vergrößert und nicht wie beim Konsumkredit verkleinert. Des Weiteren besteht die Chance, die Immobilie später mit Gewinn zu verkaufen, während bei Konsumgütern, z.B. Autos, Möbel oder Waschmaschinen, der Wertverlust ab dem ersten Tag einsetzt.
Als ein weiteres Beispiel kann man auch Handwerker anführen, welche gerade bei großen Aufträgen die Waren über eine Kreditlinie finanzieren und die Waren (z.B. eine neue Heizungsanlage) dann später mit Gewinn bei dem Endkunden einbauen. Für viele Selbstständige wäre die Realisierung von großen Aufträgen nicht möglich, da oft das Kapital fehlt, um alle Waren im Voraus zu kaufen und selbst wenn das Kapital vorhanden wäre, vergrößert die Kreditlinie den Handlungsspielraum des Handwerks enorm.
Fazit
Wenn Ihr wirklich „schnell“ die finanzielle Freiheit erreichen wollt, solltet Ihr daher keine Konsumschulden machen bzw. diese „Jugendsünden“ so rasch wie möglich tilgen. Konsumkredite verringern maßgeblich Eure monatliche Sparrate oder die Rate, welche Ihr für wichtige Investitionskredite nutzen könnt.
In Notsituationen, wenn z.B. Euer Auto repariert werden muss und Ihr keine andere Möglichkeit habt, kann ich die Aufnahme eines Kredits verstehen. Allerdings sollte danach Euer erstes Ziel sein, diesen Kredit zu tilgen.
Toller Artikel mit einer sehr guten Erklärung. Viele wissen oftmals garnicht, auf was beim Erreichen der finanziellen Freiheit wichtig ist. Dies hier kann da schon eine große Hilfe sein.
Vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
Ich hoffe auch, dass ich den einen oder anderen Leser evtl. hilfreiche Tipps geben kann oder vllt. den nötigen Impuls geben um bewusster zu sparen.