Zugegeben ist die Überschrift etwas sehr provokant, aber aus meiner Sicht gibt es genau die drei Möglichkeiten für einen Crash. Mit “Gewinner” meine auf keinen Fall Anleger, die den Markt geshortet haben und nun kurzfristig Gewinne erzielen. Ich erläutere in diesem Beitrag die drei Verhaltensweisen, die es aus meiner Sicht gibt. Damit will ich niemanden angreifen, sondern einfach auf bestimmte Verhaltensweisen eingehen. Ich teile die Anleger dabei nicht anhand ihrer Performance in diese drei Kategorien ein, sondern anhand ihrer Strategie und wie ruhig man mit dieser in der Zeit des Crashs schlafen kann.
Ebenfalls will ich vorweg sagen, dass auch mein Depot aktuell blutrot ist. Auch hat mittlerweile jede Aktie fast ihre gesamten Gewinne abgegeben und die Frage ist nicht mehr, ob eine Position im Minus steht, sondern wie hoch. Trotzdem sehe ich mich schon jetzt als einen Gewinner der Krise. Warum das so ist, erkläre ich in den jeweiligen Abschnitten.
Die Crash-Loser
Crash-Loser sind für die Anleger, die ein katastrophales Moneymanagement haben. Sie haben keinen oder nur einen viel zu geringen Notgroschen gebildet und in der Vergangenheit immer alles in Aktien investiert. Verwöhnt von unglaublich guten Kursentwicklungen wurde jeder minimale Rücksetzer als Nachkaufchance ausgerufen. Als der DAX unter 12.000 Punkte fiel war das die Chance und man kaufte mit dem letzten Geld eine nun spottbillige Allianz für 199 €.
Als die Märkte nun eine beispiellose, nie da gewesene Volatilität erreicht haben, mussten sie fast ohnmächtig mit ansehen, wie die sicheren Aktien 30 – 50 % an Wert verloren. Eben waren sie noch der sichere Tagesgeldersatz mit 3 % Dividende. Nun ist es ein Buchverlust von 50 %.
Die Loser werden erst dadurch zu Verlierern des Crashs, weil irgendwann ihr Mindset bricht. Hohe Schwankungen am Markt und eine düstere Nachrichtenlage, die von zigtausenden Arbeitslosen spricht, führt zum finalen Schritt. Eines Tages eröffnet der DAX mit einem mittleren Plus und die Person verkauft alle oder einen Großteil der Aktien. Leider ging es so schnell runter wie noch nie und der Ausstieg ist bei 9.000 und nicht bei 11.000 Punkten erfolgt. Auch von einer zukünftigen Erholung der Märkte wird eine Person, die so einen Ritt emotional durchlebt hat, nicht oder nur kaum profitieren. Wenn man so mit dem Rücken zur Wand stand, steigt man nicht wieder bei 6.000 Punkten oder bei 10.000 Punkten ein, sondern erst wenn man sich absolut sicher ist.
Wer einmal ein Loser ist, muss kein Loser bleiben
Auch unser Corona-Crash wird nicht der letzte gewesen sein. Es klingt vielleicht etwas paradox so etwas zu schreiben, wenn noch alle im Corona-Wahn sind. Allerdings muss man für diese Erkenntnis auch kein Hellseher sein. Wichtig ist nur, dass alle Loser beim nächsten Mal das richtige Mindset haben und vernünftig vorbereitet sind.
Aktionär, Unternehmer oder Immobilieninvestor – jeder braucht einen Notgroschen.
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Wenn die Notfallreserve gebildet ist, solltest du trotzdem nicht jeden darüber hinaus verfügbaren Cent in Aktien investieren. Damit meine ich, wenn du 500 € im Monat sparen kannst, dann spar nur 400 € in Aktien und 100 € auf das langweilige Tagesgeldkonto. Mach dir vorher einen genauen Plan, wann du dieses Geld von deinem Konto einsetzen willst. Ich habe meinen ersten Nachkauf von diesem Konto erst nach einem Rücksetzer von 20 % getätigt. Wie wir heute wissen, war auch dieser zu früh. Aber ich ärgere mich nicht darüber, da ich genau nach meinem Plan gehandelt habe. Auch wirst du mit gut gefüllten Konten keine Nacht schlecht schlafen, wie im letzten Crash. Du bist nun zu jeder Zeit handlungsbereit.
Wichtig: auch im Crash nimmst du niemals Geld von deiner Notfallreserve; diese ist nur für absolut überlebenswichtige Dinge. Zum Beispiel für die Zeit nach einem Jobverlust.
Verlierer im Crash
“Der Zweite ist der erste Verlierer” ist ein bekannter Spruch. Verlierer machen vor und im Crash vieles richtig und kommen damit auch deutlich besser weg als die Loser. Immerhin gewinnt auch ein Zweiter viele Spiele und unterliegt nur dem Ersten. Verlierer besitzen, genau wie Loser, das richtige Mindset und sind von Aktien überzeugt. Sie haben einen Notfallgroschen und auf einem zweiten Konto genug Geld zum Nachkaufen. Sie können also mit einer breiten Brust in den Crash gehen und werden auch keine Aktien verkaufen. “Warum sind sie dann Verlierer?” werdet Ihr Euch fragen? Nun, diese Kategorie trifft im Crash zu viele falsche Entscheidungen. Übrigens weiß auch ich noch nicht, ob ich nach dem Crash ein Gewinner oder Verlierer sein werde.
Verlierer versuchen meistens mit ihrem noch verfügbaren Kapital im Crash die Aktien zu kaufen, die vermeintlich profitieren. Vom Crash profitieren zu wollen ist aber unglaublich dumm. Statistisch gesehen steigen die Märkte zwei Drittel aller möglichen Handelstage. In der Zeit in der die Kurse nicht steigen, haben wir noch lange keine Crash-Tage. Die Zeit der Crash-Tage kann man abhängig vom Markt zwischen 3 – 10 % taxieren. Nun fragt Euch selbst – ist es schlau, seine Energie mit der Suche nach Aktien zu verschwenden, die zum Outperformen ein Szenario brauchen, das nur zu 3-10 % auftritt? Nein, ist es nicht.
Der zweite große Fehler von Verlierern ist, dass sie in der Krise Aktien kaufen, die die Krise mit voller Kraft trifft. Damit spekulieren sie auf ein Überleben der Firmen und eine starke Erholung. Allerdings weiß niemand, wann diese eintritt und ob gerade das erwählte Unternehmen dazu gehört. Auch 12 Jahre nach der Finanzkrise gibt es überall auf der Welt Banken, die noch immer mit dieser kämpfen. Wer zum Beispiel ins Börsenforum der Commerzbank geht, findet dort seit 5 Jahren unermüdliche Anleger, die jedes Quartal die Wende ausrufen.
Aber auch bei den Verlierern gilt “die Flut hebt alle Boote”. Bedeutet: da die Verlierer sich nicht von ihren Aktien getrennt haben, steigen auch diese nach der Krise an. Allerdings werden danach einige Sünden im Depot sein, welche die Performance behindern. Natürlich können sich manche der hochriskanten Crash-Käufe nach der Krise so gut entwicklen, dass die Performance des Verlierers besser ist als die des Gewinners. Aber Gewinner sind für mich die, die den nachhaltigsten Plan haben und in der Krise am besten schlafen konnten. In der Haut von beispielsweise Lufthansa-Aktionären möchte ich aktuell nicht stecken.
Die Gewinner
Wie Ihr nun schon erfahren habt, unterscheidet Gewinner und Verlierer am Anfang nicht viel. Beide haben einen Notgroschen gebildet und verfügen über Geld auf dem Tagesgeldkonto um nachzukaufen. Allerdings ist die Strategie für den Crash eine grundlegend unterschiedliche. Eine mögliche Strategie dafür könnte folgende sein:
Die Gewinner haben feste Ereignisse, wann sie kaufen. Zum Beispiel könnte eine Strategie sein, dass man bei 25 % Kursverlust vom Kurshoch 30 % des Kapitals investiert. Bei 35 % vom Hoch werden weitere 30 % des Kapitals investiert. Wenn die Börse 50 % vom Hoch verliert, werden weitere 20 % investiert. Die letzten 20 % des Kapitals werden erst bei 65 % Kursverlust investiert. “Warum wird am Anfang mehr investiert als am Ende?” Immerhin sind die Aktien doch gerade bei 65 % Verlust besonders günstig?”. Solltet Ihr gerade diesen Gedankengang haben, dann verwechselt Ihr zwei Dinge. Einzelne Unternehmen fallen durchaus mal 50 oder 60 %, wenn sie in schwierige Situationen geraten. Für den gesamten Markt ist dies aber ein außerordentlich seltenes Ereignis. Damit sich also nicht so hohe ungenutzte Kapitalberge anhäufen, ist es also durchaus sinnvoll, die ersten 60 % Kapital deutlich schneller in den Markt zu bringen. Auch 25 % Kursverlust sind selten Ereignisse, welche aber alle paar Jahre auftreten.
Auch gucken sich Gewinner genau an, welche Unternehmen vom aktuellen Crash betroffen sind und welche nicht. Daher gehen sie aktuell nicht in die Tourismusbranche. Viel mehr gehen sie in die Bereiche, welche nach der Krise entweder schnell wieder zur Normalität finden werden oder diese erst gar nicht verlieren. Zum Beispiel gibt es aktuell Mautbetreiber, die durch die Ausgangssperren gerade keinen Cent verlieren. Auch diese Unternehmen haben 30 – 40 % vom Hoch verloren. Sobald die Normalität auch nur teilweise wieder hergestellt ist, werden die Einnahmen wieder sprudeln. Dort müssen keine komplexen Lieferketten wieder anlaufen, sondern der Umsatz kommt mit dem Verkehr von allein. Als zweites stechen aktuell Hygiene- und Nahrungsmittelhersteller ins Auge. In vielen Ländern der Welt werden derzeit leider Hamsterkäufe durchgeführt. Auch hier gibt es viele Unternehmen mit einer unglaublich starken Bilanz, welche aktuell kaum vom Crash betroffen sind.
Fazit
Wenn Ihr Euch schon die Mühe gemacht habt, top vorbereitet für einen Crash zu sein, dann macht Euch auch noch die Mühe genau zu analysieren, welches Unternehmen vom Crash am stärksten getroffen wird. Ihr müsst nicht die turnaround-Aktie finden, die nach der Krise von einem Euro auf 10 steigt. Kaufe lieber die Unternehmen, die auch im Crash nachhaltige Umsätze generieren. Diese Aktien bieten im Vergleich zu ihrem historischen Schnitt eine deutlich höhere Dividendenrendite. So oder so ist es nicht so wichtig, ob man ein Verlierer oder ein Gewinner im Crash war – Hauptsache man war nicht der Loser.
Ich wünsche Euch allen die nötige mentale Stärke, dass ihr im Crash keine überstürzten Entscheidungen trefft und mit sicherer Hand die richtigen Aktien auswählt.
Wie immer handelt es sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Alle Inhalte des Beitrags wurden nach bestem Gewissen recherchiert. Trotzdem kann keine Gewährleistung auf Vollständigkeit gegeben werden.