In einer Zeit in der immer mehr Menschen ihre Geldanlage selbst in die Hand nehmen, haben Online-Broker Hochkonjunktur. Dabei ist es besonders auffällig, dass sich viele gegenseitig mit günstigen Konditionen und Prämien überbieten. Allerdings musste ich erst vor kurzem selbst erfahren, wie schnell eine Gebührenerhöhung ein einzelnes Angebot unattraktiv machen kann.
Wie funktionieren Lockangebote?
Bei Lockangeboten werben Broker meistens mit sehr niedrigen Handels- oder Sparplangebühren. In der Phase des Lockangebots zahlt der Anbieter normalerweise für jeden Neukunden drauf. Ziel ist es dabei, eine möglichst große Menge an Kunden dazu zu gewinnen.
Je größer der Kundenstamm, desto größer ist der Erfolg durch spätere Gebührenerhöhungen. Ich verdeutliche Euch dies mit einem kleinen Beispiel.
Gebührenerhöhungen nach dem Auslaufen eines Angebots
Die Musterstadt-Bank wirbt mit einem kostenlosen Depot und der kostenlosen Ausführung von ETF-Sparplänen. Da die Musterstadt-Bank durch diese Maßnahme kaum Einnahmen generiert, muss sie für jeden Neukunden, der das Angebot und keine weiteren Services nutzt, monatlich 50 Cent “drauflegen”.
Nach einem Jahr hat die Musterstadt-Bank 100.000 Kunden gewonnen, welche das Angebot nutzen. Ebenfalls wurde in diesem Zeitraum mit diesem Kundenstamm ein Minus gemacht von 500.000 € gemacht.
Nun beendet die Musterstadt-Bank ihr Angebot und informiert die Kunden darüber, dass zukünftig jede Ausführung 1 € pro Sparplan kostet. Dies geschieht unabhängig von der Höhe der Sparrate. Selbstverständlich werden nicht alle Kunden die Preiserhöhung akzeptieren. Allerdings werden Faktoren wie Übersichtlichkeit des Brokers, intuitive Bedienung und Faulheit der Kunden dafür sorgen, dass bei nur kleinen Gebührenerhöhung nur wenige Kunden den Broker wechseln.
Nehmen wir nun an, dass bei der Musterstadt-Bank ein Kundenstamm von 80.000 Kunden überbleibt. Des Weiteren nehmen wir an, dass jeder Kunde einen Sparplan besitzt, der monatlich ausgeführt wird. Dadurch würde die Bank zukünftig monatlich 80.000 € mehr einnehmen. Aus den 50 Cent minus pro Kunden werden nun 30 Cent plus. Das bedeutet, dass die Bank zukünftig 30.000 € mehr pro Monat verdient. Sollte der Kundenstamm bei 80.000 Kunden bleiben, dann hat die Bank ab dem 17. Monat den Minusbetrag von 500.000€ ausgeglichen. Sollte der Kundenstamm mehr als 80.000 Sparpläne besitzen ist der Zeitraum bis zum “break even point” deutlich kürzer.
Meine erste Erfahrung mit einer Gebührenerhöhung
Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass ich mein Depot bei der onvista Bank führe. Bisher wurden meine ETF-Sparpläne dort kostenlos ausgeführt.
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Bis Ende Mai wurden alle Sparpläne ohne eine Gebühr ausgeführt. Ich nutze die Sparpläne, um meine Dividendeneinnahmen ohne großen Aufwand zu reinvestieren. Da ich meine Dividenden bereits versteuern muss, ist es mir wichtig, dass ich so wenig Gebühren wie möglich zahle. Deshalb ärgert es mich umso mehr, dass ich die angekündigte Gebührenerhöhung nicht gründlich genug gelesen habe. Dadurch wurden meine ETF Sparpläne am 01.06.2019 gebührenpflichtig ausgeführt.
Ab dem 01.06.2019 berechnet onvista für jeden ausgeführten ETF-Sparplan eine “Flatrategebühr” von 1 €. Das bedeutet, die Höhe des Sparplans ist egal, jede Ausführung kostet doch “nur” einen Euro. Im ersten Moment könnte man denken: “ist doch nur ein Euro”. Allerdings kommt diese Preisgestaltung nur Kunden mit hohen Sparraten pro ETF zugute. Für mich bedeutet die Ausführung Kosten in Höhe von 2 %. Damit ist onvista für Kleinsparer von einem kostenlosen Broker zu einem der teuersten Online-Broker geworden.
Was ist meine Konsequenz aus der Gebührenerhöhung?
Ich habe beide Sparpläne bei onvista aufgelöst und bin aktuell auf der Suche nach einer guten Alternative. Allerdings möchte ich in diesem Beitrag keine Werbung für einen anderen Broker machen. Das hat vor allem den Grund, dass ich mit den Konditionen für den Aktienhandel überaus zufrieden bin. Durch das Free-Buy-Depot erhalte ich monatliche kostenlose Aktienkäufe, wenn der durchschnittliche Betrag auf meinem Depotverrechnungskonto über 2.000 € liegt.
Dadurch zahle ich für jeden Aktienkauf nur die Handelsplatzgebühr, welche in den meisten Fällen sehr überschaubar ist.
Sobald ich einen Anbieter für ETF-Sparpläne gefunden habe, werde ich Euch diesen in einem eigenen Beitrag vorstellen.
Zum Abschluss rate ich Euch, Gebührenerhöhungen gut zu lesen und nicht zu faul zu sein sich nach Alternativen umzusehen. Dadurch lässt sich gerade über einen langen Zeitraum viel Geld sparen.
Bei Onvista habe ich leider auch feststellen müssen, dass sich die Kosten für den Kauf an amerikanischen Börsen drastisch erhöht haben. Mehrere Versuche hierzu eine aussagekräftige Antwort von Onvista zu bekommen sind gescheitert. Man ist dem immer ausgewichen. Ich fühle mich hier mehr als nur veräppelt.
Hallo Frank,
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Deine Aussage kann ich weder bestätigen noch verneinen. Durch mein free Bus Depot zahle ich beim Kauf immer nur die Handelsplatzgebühr,
Welche zwischen 1,50 € und 2 € liegt. Evtl. ist diese DepotVariante auch etwas für dich.
Auch bei den Freebuys gilt Augen auf bei den Gebühren. Die 1,50 Euro Gebühr gibt es nicht mehr, sind jetzt 2 Euro.
Hi Christian,
Vielen Dank für deinen Hinweis. Mir ist auch schon aufgefallen, dass bei meinen letzten free Buys 2 Euro berechnet wurden.
Allerdings habe ich die letzten Monate ausschließlich ausländische Titel gekauft und mir daher die höhere klärt.
Beim nächsten Kauf eines deutschen Titels bin ich sehr gespannt, ob ich 1,5 oder 2 Euro zahle.
Hallo Tim,
fairerweise muss man sagen dass onvista die Gebührenerhöhung vorher gut kommuniziert hat.
Vielleicht besparst du den Sparplan stattdessen quartalsweise ? Dann würde die Gebührenquote nochmal sinken.
Einen viel günstigeren Broker wirst du wohl in Deutschland nicht finden.
LG,
Tobias
Hallo Tobias,
da gebe ich dir Recht und ich sehe den “Fehler” auch bei mir, weil ich die Ankündigung nur überflogen habe.
Quartalsweise zu besparen wäre natürlich eine Option, allerdings möchte ich von den monatlichen Kursschwankungen profitieren und das geht nur wenn ich monatlich kaufe.
Ich habe auch nicht vor mein Aktiendepot bei Onvista abzuziehen, da ich mit dem Free Buy sehr zufrieden bin. Lediglich meine ETF´s werde ich, sobald ich ein neuen Broker gefunden habe verschieben.
Aktuell finde ich die Comdirekt sehr interessant, dort können zumindest über 100 ETF´s ohne Kosten bespart werden und ich hätte endlich einen Broker der auch AKtiensparpläne anbietet. Weiterer Vorteil dort wäre, dass ich bereits ab 25 Euro pro Monat sparen könnte und nicht ab 50 Euro.
Sobald ich mich entschieden habe werde ich dazu aber einen eignen Beitrag schreiben.
Viele Grüße
Tim
Hallo Tim,
bei Comdirekt ist nicht alles Gold was glänzt. Meine Zufriedenheit hält sich stark in Grenzen. Aktiensparpläne von deutschen Namensaktien kosten neben den 1,5% Gebühr zusätzlich 0,95€ je Ausführung. Da kommt ein gutes “Sümmchen” zusammen.
Ich bin bei Comdirekt wegen der Aktiensparpläne eingestiegen, mit dem gleichen Gedanken wie du, um von den monatlichen Kursschwankungen profitieren zu können. Kostengünstiger ist es diese Aktien in Tranchen bei Degiro zu kaufen.
Hallo Susanne,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich sehe das etwas anders. Für einen 25 € Aktiensparplan zahlst du 0,95 plus 0,375 €. Bedeutet der Kauf kostet gerade einmal 1,33 € (gerundet). Ob Degiro hier wirklich günstiger ist bezweifle ich. Wenn man einen Sparplan über eine höhere Sparrate laufen lässt kann allerdings gut sein.
Allerdings halten mich hauptsächlich zwei Gründe davon ab einen Broker wie Degiro zu wählen:
1. Wenn man sich für das günstige Brokermodel entscheidet, erlaubt man den Broker die eigenen Aktien für z.B. Leerverkäufe zu verleihen
2. Ich kann bei Degiro keinen Freistellungsauftrag stellen, bedeutet ich muss am Ende des Jahres alle Erträge selbstständig in meiner Steuererklärung zusammen tragen.
Da ich der Meinung bin, dass man sich für geopferte Freizeit immer selbst einen (fiktiven) Stundenlohn zahlen muss, ist Degiro deutlich teurer als Die Comdirekt, welche meine Steuern direkt abführt.
Des Weitern sehe ich die 1,5% Gebühren für einen Service Aktiensparpläne als nicht zu teuer ein. Kleinanleger wird dadurch die Möglichkeit gegeben teure Aktien wie Amazon, Google(Alphabet) oder Rational zu besparen. Ebenfalls fallen anders als bei ETF´s keine Folgekosten an, was bedeutet mit den 1,33 € pro Ausführung sind für mich alle Kosten abgedeckt.
Hallo Tim,
eine kurze Rückfrage hierzu:
Siehst du es wirklich als sooo dramatisch an, diese 1,50 per Order zu bezahlen? Prozentual ist dies m.M.n. langfristig fast zu vernachlässigen und um ehrlich zu sein ist doch auch nachvollziehbar, dass die Depotbanken und Broker irgendwo administrative Aufwände den Kunden in Rechnung stellen?!
Übrigens: die kostenlosen ETF bei Comdirekt sind immer aktionsmäßig und zeitlich begrenzt, i.d.R. auf 1 Jahr. Hier wirst du dann jedes Jahr neu besparen müssen bzw. hast dann das gleiche Problem wie aktuell.
Grüße
Tom
Hi Tom,
danke für deine Rückfrage.
Die Ordergebühren bei Onvista finde ich sehr gut und ich tätige dort auch weiter meine Käufe und zahle dort gerne 2 € für jeden Kauf.
Mich stört nur, dass jeder etf Kauf 1 € kostet. Dadurch würde mich meine ETFS (50 € pro Sparplan) einen Ausgabeaufschlag von 2 % kosten. ETF´s zeichnen sich eig. gerade durch ihre günstigem Konditionen aus und ich wäre auch bereit 1 € zu zahlen wenn da nicht die Folgekosten wären…
Gerade in einem stark umgekämpften Markt wie bei Brokern, kann es sich meiner Meinung nach Onvista nicht leisten bis zu 50 % teurer zu sein als andere Broker.
Hauptsache bin ich allerdings zur Comdirekt wegen der Aktiensparpläne gegangen, die Gebührenerhöhung war lediglich ein Grund auch meine ETF-Sparpläne in ein neues Zuhause zu überführen.
viele Grüße
Tim
Da ist ein kleiner Fehler enthalten. Das Minus bzw. der Aufwand des Brokers ist natürlich bei 100.000 Kunden nicht 1/2 Mio EUR, sondern 50.000 EUR.
Hallo Tom,
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Leider stimmt auch deine Rechnung nicht, bzw.. gibt es keine, welche zu den 1/5 mio führt.
Ich schreibe, dass der Bank 50 Cent Kosten pro Kunde pro Monat entstehen. Nach deiner Rechnung müsste man die 50.000 Euro noch mal 12 nehmen, da das Angebot ein Jahr läuft und man käme auf 600.000 Euro Kosten.
Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass direkt alle 100.000 Neukunden im ersten Monat beitreten, sondern der Beitritt sich über das ganze Jahr verteilt. Um keine zu komplizierte Rechnung zu eröffnen, habe ich Verteilung durch den Abzug von 100.000 Euro dargestellt.