Jeder der sich mit dem Thema finanzielle Freiheit auseinandersetzt, wird früher oder später auf Hindernisse stoßen. Diese Hindernisse müssen nicht unbedingt Rückschläge an der Börse oder Mietausfälle sein. Ihr werdet Euch auch mit negativen Äußerungen aus Eurem Umfeld auseinandersetzen müssen. In diesem Beitrag gehe ich auf die größten Bremsen auf dem Weg zur finanziellen Freiheit ein und wie ich damit umgegangen bin. Dabei starte ich mit dem Ende meiner Ausbildung.
Sich selbst überschätzen
Bereits in meiner Ausbildung hatte ich erkannt, dass ein passives Einkommen aus Dividenden das Leben sehr viel angenehmer machen kann.
Deshalb kaufte ich im zweiten und dritten Lehrjahr Aktien, die jedes Quartal Dividende ausschütten. Allerdings setzte ich mich mit meinen gekauften Firmen im Vorfeld kaum auseinander. Mir war lediglich wichtig eine möglichst hohe Dividende zu erhalten. Dadurch kam es wie es kommen musste: ich hatte mir angeschlagene Unternehmen gekauft, die mir höhere Kursverluste als Dividendengewinne einbrachten. Meine eigene Überheblichkeit stand mir massiv im Weg. Trotz dieses negativen Starterlebnisses ließ ich mich von meiner Idee, ein möglichst hohes Dividendeneinkommen aufzubauen, nicht abbringen.
Ich kann Euch daher nur raten, eine gute Mischung aus Handeln und Vorbereitung zu finden. Es gibt zwei große Personengruppen, welche nur sehr langsam beim Erreichen der finanziellen Freiheit vorankommen.
Die eine Gruppe handelt viel zu überstürzt und überschätzt sich dabei gnadenlos selbst. Dadurch entstehen anfänglich häufig Verluste, welche dazu führen, dass man den gesetzten Zielen nur langsam näher kommt oder die Ziele ganz aufgibt.
Bei der anderen Gruppe handelt es sich um die Theoretiker. Diese Menschen neigen dazu, dass sie sich am Anfang viel zu lange mit der Materie beschäftigen. Dadurch wird auch noch das fünfte Finanzbuch gelesen und das hundertste YouTube-Video geschaut, bevor mit dem Investieren gestartet wird. Nach dieser intensiven und langen Vorbereitung starten diese Menschen meist nur mit einem kleinen Sparbetrag. Dadurch soll überprüft werden, ob das Erlernte auch zutrifft. Sicherlich ist es besser, wenn man zur zweiten anstatt zur ersten Gruppe gehört. Allerdings verliert auch die zweite Gruppe massiv Zeit.
Schlechte Gehaltsverhandlungen – Wenn man seinen Wert nicht kennt
Auch wenn es das Ziel der finanziellen Freiheit ist, geht dieser in der Regel eine Festanstellung oder eine Selbstständigkeit voraus. Aus dieser Tätigkeit werden die Sparbeiträge gewonnen, welche die Grundlage für zukünftige Investments sind.
2015 schloss ich als Bester meines Jahrgangs die Ausbildung zum Bankkaufmann ab. Dadurch wurde ich direkt nach der Ausbildung in die Private-Banking-Abteilung meiner Bank übernommen und bekam deutlich anspruchsvollere Aufgaben, als die anderen ehemaligen Azubis. Allerdings zahlte meine Bank allen Ausgelernten die selbe Vergütung. Dadurch verdiente meine Kollegin am Serviceschalter so wie auch ich 1.500 € netto, obwohl meine Verantwortung deutlich größer war.
Nach einem Monat ging ich zu meiner Führungskraft und äußerte meinen Unmut über diesen Umstand. Meiner Meinung nach muss mehr Verantwortung auch immer besser bezahlt werden. In diesem Gespräch machte ich deutlich, dass ich mich nach einem anderen Arbeitgeber umsehen müsste, falls meiner Bitte nicht nachgekommen werden kann. Meine Führungskraft bat mich um 14 Tage Zeit, damit er sich mit unserem Bereichsleiter austauschen könnte.
Nach 10 Tagen erhielt ich von ihm die freudige Nachricht, dass mein Gehalt rückwirkend um 150 € brutto erhöht wird. Dadurch stieg mein Verdienst auf knapp über 1.600 € netto.
Rückblickend betrachtet habe ich damals einige Fehler gemacht. Auch mit 1.600 € netto habe ich noch deutlich unter dem Durchschnitt für diese Position verdient. Das war mir allerdings nicht bewusst, weil ich mich im Vorfeld nicht erkundigt habe. Des Weiteren war mein Ziel in der Gehaltsverhandlung zu “weich”. Heute verlange ich bei jeder Gehaltserhöhung einen festen Betrag und begründe diesen. Damals wollte ich nur “mehr” ohne zu sagen wie viel genau. Dadurch verlor ich zwei Jahre lang viel an Sparrate.
Sich selbst unterschätzen
Bereits sehr früh war für mich klar, dass ich niemals zur Miete wohnen will. Mein Plan war, so früh wie möglich eine Eigentumswohnung zu kaufen. Falls es mich später in eine andere Stadt ziehen sollte oder ich mich vergrößern wollte, wollte ich die alte Wohnung vermieten um eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen.
Nach meiner Ausbildung erreichte ich schnell monatliche Sparraten von 500 bis 700 €. Mit diesen Sparraten ist es problemlos möglich, eine Wohnung zu finanzieren. Im Winter 2015 wurde in meiner Stadt ein Neubauprojekt gestartet. In diesem Gebäude sollte eine 70qm Eigentumswohnung mit Blick auf den Stadtpark 120.000 € kosten. Leider fühlte ich mich mit 23 Jahren noch nicht bereit eine Wohnung zu kaufen. Ich hatte zwar viel zu dem Thema gelesen, aber ich wollte trotzdem lieber eine günstigere Wohnung kaufen. Des Weiteren wollte ich noch länger beobachten, ob ich die monatlichen Sparraten weiter so hoch halten kann.
Nicht nur in den Großstädten sind die Kaufpreise nach 2015 weiter gestiegen, sondern auch in meiner Stadt. Die Wohnungen aus dem Neubauprojekt von 2015 werden für 170.000 € bis 200.000 € angeboten. Da diese meistens nur wenige Wochen auf den Onlineportalen zu sehen sind, gehe ich davon aus, dass diese auch zu diesen Preisen verkauft werden. Dadurch ist mir ein steuerfreier Gewinn von 50.000 € bis 80.000 € entgangen.
Mit diesem Gewinn könnte ich bereits ein wesentlich größeren Aktiendepot oder mehr vermietete Wohnungen besitzen.
Zu langsames Wachstum
Anfang 2017 kaufte ich meine erste Eigentumswohnung und vermietete diese. Die Wohnung war in einem ziemlich guten Zustand und lag in einer sehr guten Umgebung. Mit wenigen Gehminuten erreicht man den Stadtkern und den Bahnhof. Meine Bank prüfte alle Daten zu der Wohnung und sagte mir sofort eine Finanzierung zu. Durch den Kauf der Wohnung stieg mein monatlich freies Einkommen um 100 €.
Nach dem Kauf der Wohnung war meine persönliche Bonität also besser als vorher. Ebenfalls sagte mir meine Bank bereits im ersten Finanzierungsgespräch zu, dass man mich auch in Zukunft gerne bei Finanzierungen begleiten würde.
Drei Monate nach dem Kauf meiner ersten Wohnung wurde eine zweite Wohnung in dem Haus meiner ersten Wohnung zum Kauf angeboten. Die Wohnung war zwar in einem schlechteren Zustand, aber dafür auch 5.000 € günstiger als meine Wohnung. Hinzukommt, dass die Wohnung vermietet verkauft wurde.
Trotzdem kaufte ich die Wohnung nicht, weil ich erst noch weitere Erfahrungen mit meiner ersten Wohnung sammeln wollte. Heute weiß ich, dass man zuschlagen sollte, wenn man einen wirklich guten Deal angeboten bekommt und dieser auch einer gründlichen Prüfung standhält. Damit will ich nicht sagen, dass man keine Erfahrungen sammeln soll, aber ein wirklich guter Deal begegnet einem leider nicht so oft.
Zu starke Treue – Ein Jobwechsel kann ein großer Push sein
Eigentlich stand für mich bereits in der Ausbildung fest, dass ich nach meiner Ausbildung meinen Marktwert testen wollte. Der Grund warum ich nach meiner Ausbildung nicht direkt Bewerbungen schrieb, war, dass man mir eine Stelle in einem Bereich anbot, der mich wirklich interessierte. Des Weiteren erhielt ich wie oben beschrieben bereits nach kurzer Zeit eine Gehaltserhöhung.
Erst als im Jahr 2017 mein nächster Weiterbildungswunsch und meine geforderte Gehaltserhöhung abgelehnt wurden, begann ich mich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. Erschreckt und freudig zugleich stellte ich fest, dass Arbeitskräfte mit meiner Qualifikation stark gesucht wurden. Nach wenigen Monaten Suche, wurde mir ein Job mit 20.000 € Jahresbrutto mehr angeboten.
Obwohl alle Details über den neuen Job sehr gut klangen, hätte ich diesen fast abgelehnt. Der Grund dafür waren meine Eltern und Großeltern. Diese sind Teil einer Generation, welche sehr jobtreu ist. Oft musste ich mir anhören, dass der neue Job zu gut um wahr zu sein klingt und er einen Haken haben muss. Sie rieten mir, mit dem neuen Jobangebot auf meinen aktuellen Arbeitgeber zuzugehen und noch einmal zu verhandeln.
Das Ergebnis der neuen Verhandlungen war allerdings sehr ernüchternd. Mein Arbeitgeber bot mir erneut 150 € mehr und die im Vorhinein abgelehnte Weiterbildung an. Dies reichte für mich nicht und ich nahm das neue Jobangebot an.
Bis heute konnte ich keinen Haken an dem neuen Job finden und ich musste das zweite mal feststellen wie wichtig es ist seinen Marktwert zu kennen.
Redet über Eure Ziele
Gerade in Deutschland scheint es sehr verpönt zu sein über seine finanziellen Ziele zu sprechen. Sehr früh wurde mir beigebracht, dass “man über Geld nicht spricht”. Seit ich offen mit meinen Zielen umgehe, lerne ich ständig neue Menschen kennen die ähnliche Interessen und Ziele verfolgen.
Oftmals haben sie aber andere Methoden, um diese zu erreichen und man kann sich gegenseitig noch viel beibringen. Ich kann Euch daher nur raten Euch ein Netzwerk aufzubauen. Dies kann zum Beispiel bei der Suche nach Handwerkern helfen oder generell Euer Wissen erweitern. Wichtig ist es dabei aber, nicht zu leichtgläubig zu sein. Der Kern der Aussage “über Geld spricht man nicht” bedeutet für mich, dass man nicht auf Betrüger reinfallen soll.
Daher filtere ich sehr stark, ob ich wirklich einen Menschen mit ähnlichen Interessen kennengelernt habe oder ob dieser mir nur ein Produkt verkaufen oder von meinem Wissen profitieren will.
Fazit
Auch wenn ich vieles anders oder besser hätte machen können, ist es meiner Meinung nach das wichtigste, dass man überhaupt angefangen hat. Anders als es sich viele Menschen vorstellen, steckt hinter Reichtum nicht eine richtige Idee, sondern viel mehr ein Weg auf dem viel falsch und richtig gemacht wurde. Wichtig dabei ist, dass man aus jedem Fehler lernt und sich dadurch verbessert. Wenn man zu dieser Selbstkritik fähig ist steigen die Chancen stark an, dass man am Ende sein Ziel erreicht. Ich hoffe, Ihr konntet einiges aus dem Beitrag mitnehmen und könnt das ein oder andere Hindernis dadurch schneller umschiffen als ich. Viel Erfolg dabei!
Hey Tim,
guter Artikel! Deckt sich mit meinen Erfahrungen, insbesondere bei den Gehaltsverhandlungen und Jobwechseln – da kommen viele nicht aus der Komfortzone.
Bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht 🙂
Hi Frank,
Vielen Dank für das Feedback:)