Notfallreserve

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Meine persönlichen Reserven

Als ich mit 16 meinen ersten Nebenjob begann, schwankte mein monatliches Einkommen zwischen 300 € und 400 €. Dieses setzte sich aus 100 € Taschengeld und 200 € bis 300 € Gehalt für meinen Nebenjob zusammen. Obwohl ich die meisten Monate nicht “so viel” Geld ausgab und es damals noch gute Zinsen von über 3% auf mein Jugendmarkt-Sparbuch gab, dachte ich nie daran, monatlich etwas zu sparen. Ebenfalls habe ich nie daran gedacht, einen Notgroschen zu bilden. Größere Ausgaben hingegen bezahlte ich immer vom Sparbuch, wenn das angesammelte Geld auf dem Girokonto nicht ausreichte. Dies führte dazu, dass sich meine Reserven schnell verkleinerten.

Beginn meiner Banklehre

Mit dem Beginn meiner Banklehre erhielt ich Einblick in unzählige Bankverbindungen und die damit verbundenen Guthaben oder Schulden. Leider musste ich feststellen, dass gerade jüngere Kunden und Berufseinsteiger oftmals kaum Reserven besaßen, sondern ganz im Gegenteil wegen “sehr kleiner” Beträge Mahnungen bekamen (Handyrechnung oder Fitnessstudiobeiträge).

Diese Erfahrungen brachten mich dazu, meine eigene finanzielle Situation zu überdenken. Ich hatte damals den Großteil meines Geldes in Aktien investiert und sowohl auf meinem Girokonto, als auch auf meinem Sparbuch nur wenige hundert Euro liquide. Mein damaliger Bankberater und Kollege gab mir die Empfehlung immer zwischen zwei und drei Monatsgehältern als Notgroschen auf dem Sparbuch zu haben. Ich entschied mich dafür, so schnell wie möglich drei Monatsgehälter auf meinem Sparbuch anzusparen. Bei einem Azubigehalt von ca. 700 € Netto und einem Guthaben von grob 500 € auf dem Sparbuch benötigte ich noch 1.600 €. Um diese Lücke schnell zu schließen, sparte ich die nächsten Monate je 400 € von meinem Gehalt, das ganze Weihnachtsgeld und alle Dividendenzahlungen in dieser Zeit. Nach drei Monaten erreichte ich die angestrebte Reserve von 2.100 €.

Meine Konsumreserve

Nachdem ich meinen Notgroschen zusammen gespart hatte, wollte ich die 400 € monatlich in einen Fondssparplan investieren. Dadurch wollte ich mit meiner Sparrate eine höhere Rendite als auf dem Sparbuch erzielen. Als ich meinem Berater meine Idee erzählte, empfahl mir dieser, monatlich lieber weniger zu sparen. Er stellte mir die Frage, wovon ich mein nächstes Handy oder meinen nächsten Urlaub bezahlen möchte. Darauf erwiderte ich, dass es ja nicht so schlimm sei, dafür an die Reserve zu gehen, wenn ich sie danach wieder auffüllte. Mein Berater entgegnete, was denn wäre, wenn mein Auto in der Zeit ebenfalls kaputt ginge. Auch wenn mein Aktiendepot wesentlich größer als meine Reserve war, wollte ich nie gezwungen sein, Aktien zu verkaufen, weil ich es muss, sondern immer nur, weil ich es will. Sonst bestünde die Gefahr, dass ich in einer schwachen Marktphase verkaufen muss. Dadurch könnte es dazu kommen, dass ich weniger Geld für die Aktien bekäme, als ich in diese investiert habe. Er empfahl mir, 200 € monatlich in den Fonds zu investieren und ein zweites Sparbuch zu eröffnen. Das zweite Sparbuch sollte eine Konsumreserve werden und das erste als Notgroschen immer unberührt bleiben. Bis heute erhöhe ich bei jeder Gehaltssteigerung meine Notreserve, welche ich zum Glück noch nie gebraucht habe.

Notfall ohne Notreserve?

In der Zeit, in der ich als Bankkaufmann gearbeitet habe, sind mir leider viele Fälle begegnet, in denen gerade junge Menschen einen Notfall ohne Notgroschen hatten. Oft wollten diese Kunden gar keinen Kredit aufnehmen, hatte aber leider keine andere Wahl (z.B. Autoreparatur). Da diese Kunden eigentlich keinen Kredit wollten, wollten sie eine so kurze Laufzeit wie möglich, um den Kredit schnell zu tilgen. Eine kurze Laufzeit bringt auch “leider” immer eine sehr hohe Kreditrate mit. Dadurch hätten meine Kunden während der Kreditlaufzeit noch weniger die Möglichkeit, eine Rücklage aufzubauen. Ich habe meinen Kunden daher immer empfohlen, eine längere Laufzeit und dafür eine niedrigere Rate zu wählen. Die Differenz zwischen der ursprünglichen Rate und der neuen Rate sparten meine Kunden als Dauerauftrag auf ein Tagesgeldkonto.

Diese Methode brachte meinen Kunden folgende Vorteile:

  1. Tritt ein weiterer Notfall auf, muss evtl. kein zweiter Kredit aufgenommen werden.
  2. Eine Kreditrate ist eine Pflichtrate, eine Sparrate ist eine Kannrate. Sollte es am Ende des Monats mal eng werden, kann die Sparrate verkleinert werden, eine Kreditrate allerdings nicht.
  3. Der Kunde kann nach ein oder zwei Jahren die Hälfte seines Notgroschens für eine Sondertilgung nutzen.
  4. Nach dem Abbezahlen des Kredits, hat der Kunde einen Notgroschen und kann die freie Kreditrate nutzen, um sich eine Konsumrücklage zu bilden.
  5. Ein großer Teil seines Gehalts ist nicht blockiert, falls wirklich ein zweiter Kredit aufgenommen werden muss.

Viele meiner Kunden, die diesen Rat von mir angenommen haben, mussten durch die längere Laufzeit zwar mehr Kreditzinsen zahlen, haben mir aber nach einigen Monaten gespiegelt, dass sie mit dieser Lösung “viel besser schlafen können”.

Meine Rücklagen heute

Nach vielen Jahren des Sparens und Geldanlegens, habe ich mir die unterschiedlichsten Rücklagen aufgebaut:

  1. Meinen Notgroschen, welchen ich hoffentlich weiterhin nicht brauche.
  2. Meine Konsumrücklage, welche ich variabel bespare.
  3. Eine Mietausfallrücklage: hierfür sammelt sich ein Überschuss auf meinem Mietkonto an.
  4. Eine Renovierungsrücklage: um diese aufzubauen, spare ich monatlich einen festen Betrag in einen Bausparvertrag mit 1% Guthabenszins.
  5. Eine Aktiencrashrücklage: diese Rücklage baue ich parallel zu meinem Aktiendepot auf, um im Fall eines Aktiencrashs günstig viele Aktien kaufen zu können.

Zu meiner Mietausfallrücklage, meiner Renovierungsrücklage und meiner Aktiencrashrücklage werde ich später extra Artikel schreiben.

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