Baytex Energy Aktienanalyse – Hochspekulativ

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Heute stelle ich Euch meine spekulativste Aktienposition im Depot vor. Bevor ich mit dem Beitrag zur Baytex Energy Aktienanalyse starte, möchte ich bereits an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Beitrag keine Anlageberatung ist. Ich stelle hier lediglich meine Kaufgründe vor. Ebenfalls wird die Aktie kaum am deutschen Aktienmarkt gehandelt. Ein Kauf sollte daher immer mit Limit erfolgen.

Wenn Euch das Vorstellen von unbekannten Unternehmen gefallen hat und ich regelmäßig meine spekulativen Position vorstellen soll, dann bewertet bitte diesen Beitrag entsprechend.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!.

Was macht Baytex Energy?

Baytex Energy ist ein Öl- und Gasunternehmen mit Sitz in Calgary Alberta (Kanada). Das Unternehmen befasst sich mit der Akquisition, Entwicklung und Produktion von Rohöl und Erdgas im westkanadischen Sedimentbecken und im Eagle Ford in den USA.

Mit der Förderung von Öl und Gas ist Baytex Energy in zwei Geschäftsfeldern tätig, welche in den letzten Jahren alles andere als sexy waren. Trotzdem existiert das Unternehmen bereits seit 1993 und hat die Herausforderungen der letzten Jahre überlebt.

Dieses Überleben wäre ohne eine Kapitalerhöhung über 290 Mio. Dollar im Jahr 2020 nicht möglich gewesen.

Wie war die bisherige Kurs- und Dividendenentwicklung?

Vorab möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich für diese Analyse die Börse Toronto nehme und daher meine Angaben in kanadischen Dollar sind. Wie bereits erwähnt, findet kaum Handel an deutschen Börsen statt, weshalb ich auch meine Aktienposition direkt in Toronto gekauft habe.

Baytex Energy
Baytex Energy – Langzeit Kursverlauf Quelle: Finanzen.net

Im langfristigen Kursverlauf lassen sich die harte Zeiten, durch die das Unternehmen seit dem ersten starken Ölpreisverfall gehen musste, deutlich erkennen. Wer kurz vor 2014 in das Unternehmen einstieg, verlor innerhalb von kürzester Zeit 90 % seines Investments.

Anders als viele kleine Ölunternehmen hat Baytex Energy allerdings aus den letzten beiden Ölpreisverfällen gelernt und das Unternehmen deutlich verschlankt. Durch die starke Verwässerung der Altaktionäre und die Neuaufstellung macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, sich mit Konzernzahlen von vor 2014 zu beschäftigen.

Dividendenentwicklung von Baytex Energy

Vor dem Ölpreisverfall 2014/2015 hat Baytex Energy seinen Aktionären monatlich eine Dividende ausgeschüttet. Diese wurde bis 2014 mehr oder weniger gleichmäßig erhöht. Im Dezember 2014 wurde die Dividende erst um 60 % gesenkt und anschließend zum September 2015 ganz eingestellt.

Ölpreisentwicklung WTI
Langfristige Ölpreisentwicklung des WTI. Quelle:finanzen.net

Wie Ihr sehen könnt, ist der Ölpreis in diesem Zeitraum innerhalb von kürzester Zeit von über 100 $ auf unter 50 $ gefallen. Dies war der Tod für viele kleine Ölförderer. Diese waren in der Regel auf einen Ölpreis über 70 $ angewiesen um profitabel arbeiten zu können.

Die Umstrukturierung von Baytex Energy

Baytex Energy
Baytex Energy – Fünf-Jahres-Chart

Die Umstrukturierung von Baytex Energy war im Grunde nichts anderes als ein gnadenloses Kostensenkungsprogramm. Alle Unternehmensteile wurden in den letzten Jahren auf den Prüfstand gestellt. Zwischenzeitlich sank die Zahl der Angestellten von 322 auf 136.

Ebenfalls wurden die Verbindlichkeiten von 3.7 Mrd. kanadischen Dollar auf 2.8 Mrd. kanadische Dollar gesenkt.

Dieses Kostensenkungsprogramm führte dazu, dass Baytex Energy ab einem Ölpreis von ca. 35 $ kostendeckend arbeitet.

Wenn das Unternehmen so günstig produzieren kann… “Warum ist es dann so billig?”, kann man sich hier zurecht fragen. Darauf will ich im nächsten Teil eingehen.

Warum ist Baytex Energy so “billig”?

Das Corona-Virus brachte viele Dinge, die wir früher für unmöglich gehalten haben. Für die Ölindustrie brachte es zum ersten Mal negative Ölpreis. Es wurde also noch Geld bezahlt, wenn man Öl gekauft hat.

Baytex Energy hat sowohl im letzten Ölpreisverfall von 2014 bis 2016 als auch im Corona-Crash mit der selben cleveren Maßnahme ein Insolvenz verhindert.

Das Unternehmen schloss mit seinen Abnehmern über einen Großteil seiner Fördermenge extrem lange Lieferverträge zu Festpreisen ab. Baytex Energy brachte dies eine hohe Planungssicherheit um den Konzern zu verschlanken. Allerdings profitierte man auch kaum von der zwischenzeitlichen Erholung der Ölpreise.

Wie ist mein Investmentcase?

Vereinfacht kann man auch sagen, Baytex Energy ist eine Wette darauf, dass der WTI beim Auslaufen der Lieferverträge möglichst gut steht. Allerdings konnte das Unternehmen in den letzten Jahren seine Kosten dermaßen senken, dass der Ölpreis um fast 50 % fallen müsste, damit es hier wieder Probleme gibt.

Des Weiteren laufen bereits erst Lieferverträge aus, welche zu einem Anstieg der Gewinne geführt haben. Besonders sichtbar wurde dies in den letzten Quartalszahlen und dem neu veröffentlichten Fünf-Jahres-Plan. (Übrigens können sich meisten Unternehmen ein Beispiel an der IR-Seite von Baytex nehmen)

Die Highlights der Quartalszahlen sind:

  • Man ist im Plan, 350 Mio. Dollar free cash flow in 2021 zu erreichen (0.62 $ pro Aktie)
  • Die Liquidität hat 500 Mio. Dollar überschritten
  • Bis 35 $ arbeitet man cash neutral
  • Zwei neue Bohrlöcher in Pembina werden in Betrieb genommen
Baytex Energy Schulden
Übersicht der fälligen Schulden. Quelle: Quartalszahlen IR Baytex Energy

Des Weiteren wurden die Überschüsse des Quartals genutzt um 106 Mio. $ der ausstehenden Schulden vorzeitig zu tilgen. Dadurch spart man zukünftig mehrere Millionen an Schulden.

Der 5-Years-Plan (2021 to 2025) at US$55 WTI

Ich werde hier die wichtigsten Meilensteine des Fünf-Jahres-Plans auflisten:

  • Der free cash flow soll bereits im nächsten Geschäftsjahr auf 1 Mrd. Dollar gesteigert werden
  • Die Verschuldung soll ein Verhältnis von 1,5x EBITDA erreichen
  • In 2022 soll festgelegt werden, ob Aktienrückkäufe durchgeführt oder Dividenden gezahlt werden
  • Die Produktion soll auf 80.000 bis 85.000 Bö/d gesteigert werden

Risiken

Selbstverständlich gibt es bei so einem Investment auch unterschiedliche Risiken und diese will ich hier auch beleuchten.

Die offensichtlichste Gefahr ist aus meiner Sicht der Ölpreis. Sollte es erneut zu einem starken Einbruch kommen, ist eine Insolvenz wieder ein mögliches Szenario. Durch die langen Lieferverträge ist Baytex Energy darauf angewiesen, dass der Ölpreis beim Auslauf möglichst hoch steht.

Dass man zur Zeit bei 35 $ WTI kostendeckend arbeiten kann, ist eine Momentaufnahme. Wie bereits vorgestellt, sollen weitere Bohrlöcher in Betrieb genommen werden. Ob dort auch so kosteneffizient gefördert werden kann, ist nicht bekannt. Daher sollte davon ausgegangen werden, dass der benötigte Ölpreis zur Kostendeckung zunimmt.

Auch in Kanada wird die Bevölkerung immer umweltbewusster. Dadurch kann es zu teueren Auflagen oder Einschränkungen für das Unternehmen kommen.

Gerade bei kleinen Unternehmen sind die wenigen Förderstätten ein seltenes aber erhebliches Risiko. Ein Produktionsausfall kann hier zu erheblichen Einbußen führen. Ebenfalls sind die Reserven nicht in dem Umfang wie bei großen Unternehmen vorhanden.

Gewichtung, Erwartung und Ausstieg bei Baytex Energy

Aktuell habe ich 700 Aktien von Baytex Energy in meinem Depot. Diese habe ich für 1.400 kanadische Dollar erworben. Das entspricht einem ungefähren Wert von 1.000 €. Damit macht die Position knapp 1,5 % meines Depots aus. Ein hochspekulatives Unternehmen sollte niemals einen großen Teil Eures Depots einnehmen. Hätte ich beispielsweise ein Depot über 10.000 €, würde ich maximal 500 € in so einen Wert investieren. Wären in den 10.000 € bereits spekulative Unternehmen enthalten, würde ich gar nichts investieren.

Bezogen auf meine aktuelle Positionsgröße habe ich vor, diese noch um weitere 700 Aktien aufzustocken.

Erwartungen

Das Unternehmen hat die letzten Unternehmensziele mustergültig abgearbeitet. Dies erwarte ich auch für die Zukunft. Für die nächsten Quartale erwarte ich daher weiterhin schwarze Zahlen. Dadurch wird zum einen die Verschuldung gesenkt und das Eigenkapital gestärkt.

Ebenfalls erwarte ich ab nächstem Jahr klare Aussagen zum Punkt “Enhance Shareholder Returns”. Also: wie wird die Rendite der Aktionäre verbessert? Hier schiele ich besonders auf Aktienrückkäufe.

Ich erwarte hier aber keineswegs einen ruhigen Verlauf. Besonders wenn sich der Ölpreis im Winter der 55 $ Marke nähern sollte, könnten Zweifel am Fünf-Jahres-Plan zu Kursverwerfungen führen. Trotzdem ist das Überprüfen, ob mein Investmentcase im Plan ist, hier relativ einfach. Ich überprüfe wöchentlich den durchschnittlichen WTI-Ölpreis.

Sollte der Ölpreis nächstes Jahr auf dem aktuellen Level bleiben, erwarte ich einen Gewinn von 2,5 bis 3 kanadischen Dollar, was beim aktuellen Kurs ein KGV von unter 1 entspricht.

Ausstieg

Gerade bei hochspekulativen Investments sollte man vor dem Einstieg definieren, wann man aussteigt. Sollte eines der von mir aufgelisteten Risiken für längere Zeit (über zwei Quartale) anhalten, werde ich meine Position neu bewerten und wahrscheinlich mit Verlust schließen.

Sollte der Fünf-Jahres-Plan erfolgreich anlaufen, erwarte ich ein Einpendeln des Kurses zwischen 4 und 5 Dollar. In diesem Bereich würde ich bereits einen Teil meines Gewinns realisieren und gut ein Drittel der Position abstoßen. Danach kann ich theoretisch nur noch mit +/- Null aus der Position gehen und in Ruhe den restlichen Teil des Fünf-Jahres-Plans verfolgen.

Dieser Beitrag dient lediglich der Information und stellt die Gedanken des Autors dar. Deshalb handelt es sich hierbei um keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung. Jeder Anleger ist für sein Handeln selbst verantwortlich.

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4 Gedanken zu „Baytex Energy Aktienanalyse – Hochspekulativ“

  1. Hi,

    ich lese deinen Blog schon seit einiger Zeit und finde ihn sehr interessant. Dieses Invest hat mich allerdings etwas irritiert. Muss man in der aktuellen Zeit, in der wir über globale Erwärmung und verfehlte Klimaziele diskutieren wirklich noch in ein Öl-Unternehmen investieren?

    Du scheinst keiner zu sein, der auf den letzten Cent angewiesen ist, da kann es doch durchaus sinnvoll sein, einige ESG-Kritierien in deine Aktienauswahl aufzunehmen. Das muss auch nicht zwangsläufig heißen, dass man auf Rendite verzichtet, man würde nur ein entsprechendes Zeichen FÜR eine sauberere Zukunft setzen.

    Mich würde deine Meinung dazu sehr interessieren, vielleicht machst du ja sogar einen Blogbeitrag daraus.

    VG
    Matthias

    1. Hi Matthias,
      Vielen Dank für deinen Kommentar um das Thema ESG wirklich abzuarbeiten würd ein Beitrag sicherlich nicht reichen.
      Persönlich kann ich aber sagen, dass diese bei der Auswahl meiner Investments keine Rolle spielen. Würden wir die Ölförderung (um bei deinen Beispiel zu bleiben) stark reduzieren hätte das als erstes Auswirkungen auf die Armen und schwachen. In Europa wäre ein starker Öl und Bezinpreis anstieg die Folge. Wodurch die die auf das Auto angewiesen sind und nicht so viel verdienen an das Existenzminimum gedrückt werden. Auch Heizen würde zum Luxus werden.
      In anderen Ländern wie z.B. Indien könnte sich 99 % der Bevölkerung kein Auto mehr leisten. Wo wären solche Auswirkungen ESG konform?

      Ich schließe daher keine Anlagen oder Unternehmen aus nur weil sie nicht ESG konform bin. Denn würde das jeder tun wären die Auswirkungen auch nicht ESG konform.

      Viel mehr investiere ich lieber zusätzlich in Unternehmen die nachhaltig sind. Wie Tomra, IVU oder meine PV-Anlage.

      VG Tim

      1. Hi Tim,

        das mag ja alles sein. Die Frage ist nur, ob du mit deinem Geld die Zukunft unterstützen möchtest oder ob du versuchst aus den letzten Ausläufern der fossilen Energieträger noch einen schnellen Euro zu machen.

        Je mehr wir in zukunftsträchtige Technologien investieren, desto schneller kommen wir vom Öl weg. Es werden sich noch genug Leute finden, die in Öl investieren – willst du einer davon sein oder willst du lieber auf die Zukunft setzen. Das ist die Frage die ich damit stellen wollte.

        VG
        M

        1. Hi Matthias,

          aus meiner Sicht ist es das Beste beide Wege zu gehen. Denn gerade wenn alle den von dir beschriebenen Weg gehen wird es nicht genug Investitionen in alte Energieträger geben und viele Länder werden massiv benachteiligt werden, was wieder nichts mit ESG zu tun hat.

          Die wichtigere Frage ist aus meiner Sicht eher, was macht man mit den Gewinnen aus nicht ESG konformen Anlagen?

          Wenn meine Investmentcase bei Baytex aufgeht kann ich daraus eine zweite PV-Anlage bauen oder mir als nächstes Auto ein E-Auto kaufen.

          VG Tim

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