Altersvorsorge – So macht es meine Freundin

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Wie viele Absolventen wurde auch meine Freundin dieses Jahr anlässlich ihrer bestandenen Ausbildung zum Beratungsgespräch in die Bank eingeladen. Ziel des ganzen war natürlich eine ganzheitliche Beratung mit Produkten der Bank, um sie optimal auf das Leben vorzubereiten. Ein zentraler Baustein dieses Gesprächs war selbstverständlich die Altersvorsorge. Schnell wurde ein Betrag und ein Produkt ermittelt, der ihre Rentenlücke in 45 Jahren schließen oder vermindern soll. Zu kurz kommt in solchen Gesprächen oft der Punkt, dass die dargestellten Renditeerwartungen von 4-6 % nach Kosten mit einer Lebensversicherung nicht mehr möglich sind. Auch wird der Punkt der Kosten kaum dargestellt. Daher habe ich einen Anlagevorschlag für meine Freundin ausgearbeitet und mit ihr zusammen umgesetzt.

Ausgangssituation

Bisher hat meine Freundin noch nichts für ihre Alterssorge getan. Da sie allerdings erst im Sommer ihre Ausbildung abgeschlossen hat, ist dies nicht verwerflich. Denn anders als viele andere hat sie bereits während ihrer Ausbildung eine ordentliche Reserve auf dem Sparbuch aufgebaut. Persönlich bin ich der Meinung, dass diese Reserve der wichtigste Grundstein für erfolgreiches Investieren ist. Nur wenn nicht bei der ersten größeren Ausgabe Sparpläne aufgelöst werden müssen, kann Investieren funktionieren.

Lies auch: Notfallreserve – So baue ich sie auf

Im Beratungsgespräch wurde ermittelt, dass 175 € monatliche Sparrate benötigt werden um für das Alter vorzusorgen. Da meine Freundin auch bereit ist diesen Betrag zu sparen, habe ich auf der Grundlage die Sparpläne zusammengestellt.

Wie viel kann man mit 175 € pro Monat für die Altersvorsorge erreichen?

Vielen Lesern dürfte bekannt sein, dass Zeit einer der wichtigsten Faktoren bei der Geldanlage ist. Je länger ihr spart desto stärker wirkt der Zinseszins. Um dies zu veranschaulichen nehme ich für meine Beispielsrechnung eine Laufzeit von 45 Jahren und einen Zinssatz von 8 % an.

Altersvorsorge: Die Laufzeit ist entscheidend
Altersvorsorge: Die Laufzeit ist entscheidend. Quelle zinsen-brechnen.de

Das Ergebnis dieser Beispielsrechnung ist beindruckend. Nach 45 Jahren hätte das Depot meiner Freundin einen Wert von 846.833,81 €. Noch beeindruckender ist es, dass sie “nur” 94.500 € selbst gespart hat, die restlichen 752.333,81 € sind die Rendite des Depots. Allein im letzten Jahr erzielt das Depot eine Rendite von ca. 62.000 €. Zum Vergleich läge diese nach 10 Jahren lediglich bei 2.279,82 €. Dies unterstreicht, wie wichtig der Zinseszinseffekt für die langfristige Geldanlage ist.

Wenn meine Freundin nun im Alter 4 % ihres angesparten Kapitals jährlich entnimmt, dann hat sie zusätzlich zu ihrer Rente 33.840 € zur Verfügung. Dies entspricht einer monatlichen Zusatzrente von 2.820 €. Diese Zusatzrente überschreitet bei weitem, was der durchschnittliche Deutsche monatlich verdient und auf die durchschnittliche Rentenzahlung will ich erst gar nicht zu sprechen kommen.

Sind 8 % Rendite nicht zu optimistisch?

Kann es zusammenpassen, dass ich oben darüber herziehe, dass 4-6 % Rendite nicht mehr realistisch sind und ich jetzt selbst mit 8 % rechne? Aus meiner Sicht ja! Lebensversicherungen haben zum einen wesentlich höhere Kosten als Sparpläne und zum anderen wird das Geld deutlich konservativer angelegt als bei Privatinvestoren. Gerade wenn man viel Zeit hat, lohnt sich das Eingehen von Risiken. Des Weiteren muss man beachten, dass der amerikanische Aktienindex S&P 500 eine historische Rendite von ca. 10 % hat. Mit meiner Renditeerwartung von 8 % habe ich also sogar 2 % abgezogen. Dies habe ich deshalb gemacht, weil Sparpläne zum einen nicht kostenfrei sind und zum anderen nicht die ganze Sparrate in den amerikanischen Aktienmarkt fließt.

Wie haben wir das Geld angelegt?

Um ein möglichst breites Depot aufzubauen, habe ich die 175 € auf insgesamt sieben Sparpläne verteilt. Von den sieben Sparplänen habe ich fünf ausgesucht und zwei waren der Wunsch meiner Freundin. Diese beiden Sparplänen unterliegen dabei strengen Nachhaltigkeitsvorschriften und investieren nur in Unternehmen die diese einhalten.

Das Altersvorsorgedepot
Das Altersvorsorgedepot

Der Technologie-Sektor für die Altersvorsorge

Der erste Sparplan gehört zu den beliebtesten Sparplänen der Deutschen. Er bildet den NASDAQ 100 ab und damit alles um das Feld Technologie. Bereits letztes Jahr habe ich ausführlich geschrieben, dass ich mich damit nicht auskenne und deshalb kaum Einzelaktien von Technologieunternehmen kaufe. Allerdings bin ich mir recht sicher, dass auch zukünftig alle wichtigen Unternehmen dieser Branche im NASDAQ vertreten sein werden. Daher ist dieser Sparplan für mich ein absolutes Basisinvestment.

In den Megatrend Wasser investieren

Wer in Wasser investieren will, dem ist der Luxor World Water ETF sicherlich ein Begriff. Wie der Name vermuten lässt, investiert der Sparplan in alles rund um das Thema Wasser. Dazu gehören auch Wasseraufbereitung und Wassereinsparung. Angelegt wird das Geld dabei weltweit. Anders als man vielleicht vermuten könnte, gehört dieser ETF zu meinen Vorschlägen und nicht zu denen meiner Freundin.

Nachhaltige Dividende als Qualitätsindikator

Mit ca. 10 % im Jahr hat der S&P 500 schon eine sehr gute Wertentwicklung. Der S&P US Dividenden Aristocrats kommt auf eine historische Wertentwicklung von knapp 12 %. Die Grundlage für die bessere Rendite liegt in einer verfeinerten Aktienauswahl des ETF’s. Es werden nur die Werte aus dem S&P investiert, welche die Dividende länger als 25 Jahre jährlich erhöht haben. Dadurch werden automatisch nur die Werte ausgewählt, welche über ein sehr starkes Geschäftsmodell verfügen.

Der S&P Euro Dividenden Aristocrats verfolgt dabei einen ähnlichen Ansatz. Es wird hierbei nur in europäische Unternehmen investiert, welche seit 10 Jahren die Dividende erhöht oder konstant gehalten haben. Ein Fokus liegt dabei besonders darauf, dass die Unternehmen eine besonders hohe Dividendenrendite haben.

Da eine konstante oder stetig steigende Dividende für mich ein Zeichen einer besonderen Qualität ist, ist es wenig überraschend, dass auch der S&P Pan Asia Dividenden Aritocrats vertreten ist. Auch dieser ETF investiert nur in Unternehmen, welche seit 10 Jahren die Dividende erhöht oder konstant gehalten haben.

Nachhaltiges Investieren für die Altersvorsorge

Abgerundet wird dieses weltweit aufgestellte Portfolio durch die beiden nachhaltigen ETF’s MSCI EMU Socially Responsible und MSCI World Socially Responsible. Der MSCI EMU Socially Responsible investiert dabei ausschließlich in europäische Unternehmen. Dabei werden lediglich Unternehmen berücksichtigt, die im Vergleich mit der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen. Für den MSCI World Socially Responsible gilt der gleiche Investmentansatz. Allerdings mit einem weltweiten Anlagehorizont.

Warum investiere ich so wenig in Emerging Markets?

Wer sich die Portfolio-Zusammensetzung genauer anschaut, dem fällt auf, dass nur ein sehr geringer Teil direkt in Schwellenländern investiert wird. Dies ist aber keineswegs unbeabsichtigt, denn ich sehe es schlichtweg als nicht nötig an. Selbstverständlich führt die wachsende Mittelschicht in diesen Ländern zu einem stark steigenden Konsum. Muss man deshalb direkt in diese Ländern investieren? Aus meiner Sicht nein! Die etablierten Unternehmen aus dem Westen sind auch in den Schwellenländern hervorragend aufgestellt.

Um einige Beispiele zu nennen:

  1. Überall auf der Welt sprießen Starbucks-Filialen aus dem Boden und werden geradezu überrannt
  2. Kinder auf der ganzen Welt lassen sich Trikots ihrer Lieblingssportler von Nike und Adidas schenken
  3. Ebenfalls wird mit großem Stolz ein Audi oder Mercedes gekauft
  4. Auch werden überall Rasierer von Gillette oder Zahnpasten von Colgate verwendet
  5. Als letztes Beispiel bleibt noch eine der stärksten Marken der Welt: Coca Cola ist in praktisch jedem Land der Welt vertreten

Zukünftig werde ich ein bis zwei mal im Jahr das Depot meiner Freundin posten und auf die Wertentwicklung eingehen. Da die ETF’s auch ausschütten, werden wir nach und nach die Sparrate erhöhen.

Bitte beachtet, dass es sich bei diesem Beitrag um keine Empfehlung oder Anlageberatung handelt. Ich stelle hier lediglich das Depot vor, mit dem die Altersvorsorge meiner Freundin unterstützt wird. Jeder muss diese Entscheidung für sich treffen und sein eigenes Depot zusammenstellen.

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4 Gedanken zu „Altersvorsorge – So macht es meine Freundin“

  1. Also wenn Sie das durchhalten kann und die monatliche Rate mit dem Alter noch etwas Steigert dann Respekt!

    Ich habe meine Altersvorsorge auch mittels ETF’s geplant, allerdings setzte ich nicht nur auf ETFs sondern streue mehr. Gibt es denn Pläne was Sie oder Ihr mit dem Geld im Alter machen wollt? 4% Jährliche Entnahme? oder Ruhestand im sonnigen Ausland?

    Gruß Steven

    1. Moin Steven,
      aktuell ist es geplant, dass meine Freundin ihre Sparrte im Schnitt um 3 % im Jahr erhöht. Da sie gerade erst ausgelernt und im öffentlichen Dienst arbeitet, kommen mit der Zeit automatisch Tariferhöhungen und Steigerungen der Erfahrungsstufen.

      Ob wir später auswandern oder nicht liegt zum Großteil daran wie sich die politische Situation in Deutschland entwickelt. Wenn ich sehe, welchen Zulauf links und grün in Deutschland erhalten wird mir ganz anders…
      Man hat gerade zu das Gefühl das unsere Firmen geschwächt werden sollen und und niemand mehr wohlhabend sein darf.
      Zum Thema Entnahme:
      Da die meisten ETF’s ausschütten hoffe ich dass die Ausschüttungen reichen um später gut davon leben zu können.

      viele Grüße

      Tim

  2. Naja.. nur, weil einige Produkte der entwickelten Welt in den Schwellenländern gekauft werden, heißt das noch lange nicht, dass man nicht in diese Länder investieren sollte. Um auch mal ein paar Beispiele zu nennen:
    – Viele Menschen in der entwickelten Welt benutzen Samsung Smartphones
    – Die E-Scooter, die momentan weltweit die Innenstädte überschwemmen kommen aus China
    – fast alle westlichen Technologieunternehmen (u.a. auch Nasdaq-Größen wie Apple, NVidia und AMD) beziehen ihre Halbleitertechnik aus Taiwan

    1. Moin Andreas,

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Das RTF Portfolio hat ja unter anderem einen kleinen Anteil an Schwellenländern.

      Allerdings halte ich deine bsp für wenig nachhaltig:
      – die e-Scooter… sehe ich als Eintagsfliege solche Unternehmen gab es im asiatischen Raum schon einige und nach einem kurzen Flug sind sie wieder abgestürzt.
      – viele Unternehmen beziehen Halbleiter aus Taiwan und ähnlich viele beziehen Sie aus den USA oder Europa (zb Texas Instrument oder Infineon) nur dass ich dort weniger Wechselkursrisiko habe bzw. bei Infineon gar keins
      – Samsung erkenne ich an auch wenn ich Apple deutlich stärker finde

      Vereinfacht ausgedrückt gibt es in diesen Ländern einfach zu wenig Unternehmen die nachhaltig Gewinne erwirtschaften zumindest wenn man sie in direkte Konkurrenz mit der westlichen Welt setzt.

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